Das Krematorium in Freiburg

Freiburg mit einem kannibalischen Bratofen beglücken.
Mit diesen Worten kommentierte eine Freiburger Tageszeitung im November 1912 das Ende des jahrelangen Streites im Freiburger Rat um den Bau eines Krematoriums

Über 100 Jahre ist es her, als im April 1914 die erste Einäscherung im neuen Freiburger Krematorium vorgenommen wurde.1894 beschließt der Stadtrat die Einrichtung eines neuen Hauptfriedhofs und erwägte hierfür bereits eine „Feuerbestattungsanstalt“.1899 war der neue Friedhof fertig – nicht aber das Krematorium.

Wie andernorts wurde auch in Freiburg die Idee der Feuerbestattung im wesentlichen von Angehörigen des aufgeklärten Bürgertums (darunter viele Freiberufler) vertreten. In Freiburg (wie andernorts) hatte sich dazu ein „Feuerbestattungsverein“ gebildet, um das Projekt „Krematorium“ voranzutreiben. Man bezichtigte den Feuerbestattungsverein aber der gefährlichen Nähe zur Freimaurerei – nicht nur weil sich der Vorsitzende des Feuerbestattungsvereins als Freimaurer bekannte. Gerade in der Bischofsstadt Freiburg wurde der Bau eines Krematoriums von zahlreichen Stadträten (überwiegend aus dem Bereich des „Zentrums“) sogar als Angriff auf die katholische Kirche und alle gläubigen Menschen empfunden – als maßgeblich Sündige und Drahtzieher galten für sie die Freimaurer.

Insbesondere bei den Katholiken war die besondere Form einer Feuerbestattung noch streng verboten und somit ein Dorn im Auge. So war z.B. nach einer Einäscherung eine kirchliche Begräbnisfeier ausgeschlossen. War dies ein Druckmittel? Spontan fallen mir hierzu Stichworte wie Ablassbriefe, Fegefeuer, Ketzerei, Hexen- Ketzerverbrennungen uvm. ein…

Fast sieben Jahre wurde in der Freiburger Politik und Bevölkerung diskutiert und gestritten – die Polemik hatte sich dabei sogar gesteigert. Hauptsächlich auch wegen der „gefährlichen Nähe zur Freimaurerei“.
1906 nahm sich der Rat dem Thema „Krematorium“ endlich wieder an.
1907/08 wurde dann endlich ein reichsweiterArchitektenwettbewerb für das Krematorium ausgeschrieben – 84 Entwürfe wurden daraufhin eingereicht. Allerdings kam keiner der insgesamt acht preisgekrönten oder angekauften Entwürfe zur Ausführung. Die Planungen übernahm dann schließlich das Freiburger Hochbauamt mit Stadtbaumeister Rudolf Thoma und Stadtarchitekt Matthias Stammnitz, die schon seit 1894 mit der Erweiterung des Hauptfriedhofs – samt der 1899 fertiggestellten Einsegnungshalle und der neuen Portalanlage im Renaissancestil – betraut waren. Sie fertigten letztendlich einen Entwurf im Stile eines „griechischen Rechteck-Tempels“.
Im Juli 1913 wurde die Baugrube ausgehoben und die Freiburger Baufirma „Brenzinger & Cie.“ begann mit der Ausführung des Gebäudes in Zementbeton und Kunststein. Im Januar 1914 fand die erste Probeverbrennung eines in der Abdeckerei mit Fleisch und Knochen gefüllten Sarges statt. Im April 1914 beginnt das Krematorium offiziell und bereits 1927 wurde angesichts steigender Nachfrage nach Feuerbestattungen ein zweiter Ofen eingebaut.

Das Bistum Augsburg sagt in 2018… Im 19. Jahrhundert haben Freimaurer, Freidenker und marxistische Gruppen sich für die Einäscherung ausgesprochen, um damit ein äußeres Zeichen ihrer Haltung zu geben, dass mit dem Tode „alles aus ist“. Diese antichristliche Haltung wurde kirchlicherseits mit einem Verbot der Leichenverbrennung beantwortet.
Aufgehoben wurde dieses generelle Verbot erst im Jahre 1963 durch eine Instruktion des Hl. Offiziums.„War es tatsächlich die Freimaurerei mit bewusstem „Bruch zur kath. Kirche“?
Recherche und Zusammenfassung M.L. Nov. 2018

Das Gebäude ist im wesentlichen so erhalten geblieben, wie es sich auf der 1914 entstandenen historischen Aufnahme zeigt.

Vorbild war die Architektur der antiken Griechen und Römer. Das Gebäude ist im Stile eines „griechischen Rechteck-Tempels“ mit Vorhalle errichtet.

Auf rechteckigem Grundriß erhebt sich das eingeschossige Gebäude, dessen Untergeschoß sich – gleich einem Sockel – teilweise aus dem Boden erhebt.

Dem rechteckigen Baukörper ist ein viersäuliger dorischer Portikus vorgelegt. Griechisch inspiriert sind die dorischen Säulen, römisch ist die Gestalt des Podiumstempels mit dem Zugang zu einem von Freisäulen getragenen Portikus an einer Seite des Gebäudes.

Auf den Giebelspitzen stehen zwei bronzene Feuerschalen. Die hintere Schale verdeckt den Kamin der Verbrennungsanlage, die im Sockel- geschoss des Tempels untergebracht ist.

Die Fassadenverkleidung ist in Kunststein, der Sockel in Granit-Imitation ausgeführt.

Über eine mehrstufige Treppe gelangt man zur Vorhalle mit kassettierter Decke und betritt den Versammlungsraum durch eine geschoßhohe, mittige Eingangstür.

Der Innenraum ist in seiner Architektur ebenfalls weitgehend erhalten geblieben. Er wird im nördlichen Bereich durch vier Säulen bzw. Halbsäulen in den eigentlichen Feierraum und in einen hinten anschließenden, schmalen Bereich geteilt. In letzterem befindet sich zentral der Aufbahrungsplatz mit darunterliegenden Sargaufzug.

Dorische Freisäulen – bzw. der Wand aufgelegte Halbsäulen – tragen ein Gebälk, dessen Fries mit Rosetten und stilisierten Ochsenschädeln dekoriert ist.

Verloren gegangen ist heute der in Freskomalerei ausgeführte ursprüngliche Schmuck des Giebelfeldes – den reichen ornamentalen Schmuck.
Darüber ist das mit Akroteren gezierte Satteldach, das jeweils an der Giebelseite durch eine auf einem kunstvollen Gestell sitzende Schale bekrönt wird.

Im Untergeschoß des Krematoriums befinden sich heute zwei mit Gas zu heizende Verbrennungsöfen sowie Aufenthaltsräume für die Friedhofbediensteten. Die maschinelle Einrichtung ist getrennt vom Festraum, der versteckte Einbau des Kamins – der Rauch tritt unter der Schale über dem hinteren Giebeldreieck hervor – kaschiert ebenfalls geschickt den technischen Aspekt des Krematoriums.
Recherche und Zusammenfassung M.L.  Nov. 2018

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„Eine kritische und einseitige Sichtweise der kath. Kirche im Okt. 2016“ im “Katholischen Magazin für Kirche und Kultur”

Neue Instruktion der Glaubenskongregation zu veränderten Bestattungssitten Von der Asche auf dem Kaminsims oder unter einem Mietbaum.

Die Feuerbestattung kam erst vor noch nicht einmal 150 Jahren auf und war eine ideologische Kampfansage der Liberalen und der Sozialdemokratie im Vordergrund und der Freimaurerei im Hintergrund, gegen die Kirche.
Um möglichst radikal die Distanzierung vom Christentum und dem Erlösungsglauben zu demonstrieren, wurde nach der Entwicklung des ersten tauglichen Verbrennungsofens in den 1870er Jahren mit Nachdruck die Feuerbestattung propagiert.
Antiklerikale Ideologen, ob Liberale oder Sozialisten, ließen sich verbrennen, andernfalls hätten sie im Tod gar noch verächtlich als Christen gegolten. Der geschickte Schachzug, der zu einem beachtlichen Erfolg führte, war aber – wie so oft – nicht die Ideologie, sondern ein Nützlichkeitsdenken. Die Feuerbestattung sei billiger, und man spare sich die Grabpflege. So prosaisch werden selbst bedeutende Sitten abgebrochen. Die Feuerbestattung hatte es bereits in vorchristlicher Zeit im Rom und im Athen der Antike gegeben, war aber nie allgemein praktiziert worden. Nur hochrangige Persönlich-keiten wurden in einem öffentlichen Spektakel auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Wegen der auftretenden Holzverknappung wurden in Rom schließlich nur mehr die Kaiser verbrannt, bis Kaiser Konstantin der Große sich zum Christentum bekehrte und taufen ließ, und damit selbst diese Repräsentationsverbrennungen endeten. Mit der Ausbreitung des Christentums wurde die Feuerbestattung zugunsten der Erdbestattung zurückgedrängt. Das hatte mit der Auferstehung Jesu Christi und mit der verheißenen Auferstehung des Fleiches (also des Leibes) zu tun. Es ging nicht mehr um einen Mangel an Brennholz, sondern um einen Bestandteil des Erlösungsglaubens, woraus sich eine bewußte Ablehnung der heidnischen Praxis der Feuerbestattung ableitete. Im germanischen Norden stand Holz in ausreichender Menge zur Verfügung, weshalb dort die Feuerbestattung weiter verbreitet war, bis Kaiser Karl der Große 785 mit dem Capitulare von Paderborn die Feuerbestattung als Sitte der Heiden unter Strafe stellte. Die christliche Bestattungssitte hatte sich durch- gesetzt und prägte durch viele Jahrhunderte den Totenkult.

Die Freimaurerei und der bewusste Bruch mit dem Christentum. Erst in der Zeit der freimaurerisch geprägten Aufklärung, mit ihrer bewußten Distanz zum Christentum und auch zum überlieferten Brauchtum, sprachen sich vereinzelte Persönlichkeiten für einen Rückgriff auf die antiken Verbrennungsformen hin. Der Preußenkönig Friedrich der Große wollte sich selbst idealistisch-romantisierend überhöhen, indem er schrieb, man solle ihn wie einen römischen Kaiser verbrennen und seine Asche aufbewahren.
Die enge Verzahnung der Freimaurerei mit der Wiedereinführung zeigt sich am „Pionier der Feuerbestattung“. Als solcher gilt der aus Mähren stammende Freimaurer Albert Joseph Reichsgraf von Hoditz und Wolframitz. Er trat in preußische Dienste und propagierte die Wiederbelegung der Feuerbestattung. 1752 ließ er seine Ehefrau Sophia von Sachsen-Weißenfels einäschern, damals noch auf dem Scheiterhaufen. Hoditz war 1741 in Breslau in die Loge zu den Drei Skeletten aufgenommen worden. 1742 führte er die Gründung der ersten Wiener Loge, der Loge zu den Drei Kanonen durch, wie er überhaupt maßgeblichen Einfluß auf die Entstehung der Freimaurerei in Österreich hatte. Was zunächst nur ganz vereinzelte Gestalten taten, erlebte durch die Französische Revolution einen „Brandbeschleuniger“. Schließlich wollten die Revolutionäre mit dem Christentum brechen und zwar auf radikale Weise. 1797 beschloß der Rat der Fünfhundert für Paris, daß „das ganze Begräbniswesen soll neu geordnet werden“ und ein zentraler Verbrennungsofen am Montmartre errichtet werden soll. Zum Bau eines Krematoriums kam es nicht, aber Pläne wurden entworfen. Begründete wurde die Absicht neben ideologischen Motiven mit der Hygiene. Hauptargument war jedoch die „gleichmachende Wirkung der Flamme“, wie Henning Winter in einer Studie über die Architektur der Krematorien im zweiten Deutschen Reich schreibt. Die „egalité“ sollte durch Beseitigung jeder Individualität bei der Bestattung verwirklicht werden. Das Pariser Krematorium sollte nach außen das Aussehen einer 28 Meter hohen Pyramide haben.
Recherche und Zusammenfassung M.L. Nov. 2018